Der nackte Passagier

Wir sind ja schon Einiges gewohnt in Sachen Sicherheitsmanie und Bürgerrechtsbeschränkung zur angeblich besseren Terrorbekämpfung. Was derzeit aber auf europäischer Ebene diskutiert wird, geht eindeutig zu weit. Unter reinen Aspekten der Sicherheit mögen die "Nackt-Scanner" ja eine tolle Sache sein. Die Bilder, die in den vergangenen Tagen zu sehen waren, beeindruckten durchaus. Keramikmesser oder Plastiksprengstoff alles macht der Hightech-Kasten auf seinem Monitor sichtbar. Alles. Bis hin zum Intimschmuck oder zum künstlichen Darmausgang. Das Gerät wirft gravierende gesundheitliche Fragen auf: Hat die elektromagnetische Strahlung Auswirkungen auf den Organismus, kann sie etwa bei Vielfliegern krank machen? Und es geht um die Intimsphäre und die Persönlichkeitsrechte von Passagieren. Außerdem wäre es wohl eine Frage der Zeit, bis das eine oder andere Promi-Nacktbild im Internet auftauchen würde.
Die Kommission verteidigt ihren Vorstoß: Die Durchleuchtungsgeräte seien eine effektive, aber freiwillige Ergänzung der Kontrollen; wird beteuert. Es bleibt zu hoffen, dass diese Wahlmöglichkeit auch durchgesetzt wird. Wer kein Problem damit hat, vor dem Sicherheitspersonal einen virtuellen Striptease zu vollführen, 
und vielleicht einige Sekunden schneller sein will, kann den neuen Scanner nutzen. Für alle Anderen muss es weiterhin die Möglichkeit geben, sich in herkömmlicher Weise kontrollieren zu lassen.

                                                                                  dpa  24.10. 2008   TORSTEN HENKE, BERLIN

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